Geh aus, mein Herz ... |
Chorkonzert mit Motetten, Volksliedern und Spirituals |
Evangelische Kirche Daaden, Westerwald, Samstag 13.6.2009 19.30 Uhr |
Collegium Musicum Vocale Darmstadt |
Leitung: Monika Gößwein-Wobbe |
Gottfried August Homilius (1714-1785) |
Eins bitt ich vom Herrn Der Herr ist meine Stärke Alles, was ihr bittet Unser Vater | ||
Volker Wangenheim (*1928) |
Die beste Zeit im Jahr | ||
Ekkehard Nickel (*1936), bearb. Monika Gösswein-Wobbe |
Geh aus mein Herz und suche Freud | ||
Burkhard Kinzler (*1963) |
Im Wald, im hellen Sonnenschein | ||
Gerhard Grimpe (1928-1985) |
Sommerruf | ||
James Culver |
Didn't it rain Noah? | ||
Robin Doveton (*1945) |
Roll, Jordan, roll | ||
Jester Hairson (1901-2000) |
Elijah rock |
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Robin Doveton | Deep river | ||
William Henry Smith (1938) |
Ride the chariot | ||
www.cmvd.net | Hier eine Pressekritik des Konzerts | ||
Hier die 9 Texte, die zwischen den Stücken gesprochen wurden: |
Weißt du wo | ||
weißt du wo | weißt du wo | weißt du wo |
der himmel ist | der himmel ist | der himmel ist |
außen oder innen | nicht so tief verborgen | nicht so hoch da droben |
eine handbreit | einen sprung | sag doch ja |
rechts und links | aus dir heraus | zu dir und mir |
du bist mitten drinnen | aus dem haus der sorgen | du bist aufgehoben |
wilhelm willms | ||
Leben in Fülle | ||
Überborden will ich | In allen Tönen will ich | Dein Wort will ich |
von Leben | singen | hören |
Überfließen | In allen Farben | Deine Feste |
von Freude | malen | feiern |
und tanzen nach Deinem Rhythmus | und jauchzen mit Deinem Chor | und springen in Dein Land |
Anton Rotzetter |
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn. Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang. R.M.Rilke | |
Gott fügt alles wunderbar. Ein König hatte einen Minister, der bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit sagte: „Gott fügt alles wunderbar.“ Nach einiger Zeit hatte der König diesen Satz so oft gehört, dass er ihn nicht mehr ertragen konnte. Die beiden sind auf der Jagd. Der König schießt einen Hirsch. Minister und König sind hungrig, machen Feuer, grillen den Hirsch, der König beginnt zu essen und schneidet sich in seiner Gier einen Finger ab. Der Minister: „Gott fügt alles wunderbar.“ Jetzt reicht es dem König. Wütend entlässt er den Minister aus seinen Diensten und befiehlt ihm, sich fortzuscheren. Er wolle ihn nie wieder sehen. Der Minister geht. Der König, vom Hirschbraten gesättigt, schläft ein. Wilde Räuber, Anhänger der Göttin Kali, überfallen und fesseln ihn, wollen ihn ihrer Göttin opfern und - verspeisen. Im letzten Augenblick bemerkt einer der Kali-Anhänger den fehlenden Finger. Die Räuber beratschlagen und befinden: „Dieser Mann ist unvollkommen. Ihm fehlt ein Körperteil. Unserer Göttin darf nur Vollkommenes geopfert werden.“ Sie lassen ihn laufen. Der König erinnert sich an die Worte des Ministers „Gott fügt alles wunderbar“ und begreift: Genau so ist es. Auch in diesem Fall. Er fühlt sich schuldig, weil er den Minister verbannt hat und lässt ihn suchen. Nach langer Zeit wird dieser gefunden. Der König entschuldigt sich und bittet ihn, wieder in seine Dienste zu treten. Der Minister antwortet: „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich bin dankbar, dass du mich fortgeschickt hast. Mich hätten die Räuber geopfert: Mir fehlt kein Finger. Gott fügt alles wunderbar.“ (Ram Dass, 71) Aus: Lukas/ Lehrbuch der Logotherapie |
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Gefunden Ich ging im Walde So für mich hin, Und nichts zu suchen Das war mein Sinn. Im Schatten sah' ich Ein Blümchen stehn, Wie Sterne leuchtend, Wie Äuglein schön. Ich wollt' es brechen; Da sagt' es fein: Soll ich zum Welken Gebrochen sein? Ich grub's mit allen Den Würzlein aus, Zum Garten trug ich's Am hübschen Haus. Und pflanzt es wieder Am stillen Ort; Nun zweigt es immer Und blüht so fort. Goethe |
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Wenn jeder eine Blume pflanzte, jeder Mensch auf dieser Welt, und, anstatt zu schießen, tanzte und mit Lächeln zahlte statt mit Geld - wenn ein jeder einen andern wärmte, keiner mehr von seiner Stärke schwärmte, keiner mehr den andern schlüge keiner sich verstrickte in der Lüge, wenn die Alten wie die Kinder würden, sie sich teilten in den Bürden, wenn dies Wenn sich leben ließ‘, wär’s noch lang kein Paradies - bloß die Menschenzeit hätt' angefangen, die in Streit und Krieg uns beinah ist vergangen. Peter Härtling |
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Der JUNI Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt. Kaum schrieb man sechs Gedichte, ist schon ein halbes Jahr herum und fühlt sich als Geschichte. Die Kirschen werden reif und rot, die süßen wie die sauern. Auf zartes Laub fällt Staub, fällt Staub, so sehr wir es bedauern. Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott. Aus Herrlichkeit wird Nahrung. Aus manchem, was das Herz erfuhr, wird – bestenfalls – Erfahrung. Es wird und war. Es war und wird. Aus Kälbern werden Rinder und, weil’s zur Jahreszeit gehört, aus Küssen kleine Kinder. Die Vögel füttern ihre Brut und singen nur noch selten. So ist’s bestellt in unsrer Welt, der besten aller Welten. Spät tritt der Abend in den Park, mit Sternen auf der Weste, Glühwürmchen zieh‘n mit Lampions zu einem Gartenfeste. Dort wird getrunken und gelacht. In vorgerückter Stunde tanzt dann der Abend mit der Nacht die kurze Ehrenrunde. Am letzten Tische streiten sich ein Heide und ein Frommer, ob’s Wunder oder keine gibt. ----- Und nächstens wird es Sommer. Erich Kästner
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Gesetzt
den Fall, ihr habt ein Schaf gekränkt - („Gesetzt den Fall“ heißt „Nehmen wir mal an“) - gesetzt den Fall, es hat den Kopf gesenkt und ist euch böse - ja, was dann? Dann solltet ihr dem Schaf was Liebes sagen, ihr könnt ihm dabei auch den Rücken streicheln, ihr dürft nicht „Na, warum so sauer?“ fragen, ihr müsst dem Schaf mit Freundlichkeiten schmeicheln. Sagt mir jetzt nicht: „Ich wohn doch in der Stadt, wo soll ich da um Himmels willen Schafe kränken?“ Ich gebe zu, dass das was für sich hat, doch bitte ich euch trotzdem zu bedenken: Ein gutes Wort ist nie verschenkt, nicht nur bei Schafen, sondern überall. Auch trefft ihr Schafe öfter, als ihr denkt. Nicht nur auf Wiesen. Und nicht nur im Stall. (Na wo denn noch?) Robert Gernhardt | |
Und ganz einfach glücklich Ich bin Ich spür mich fühl mich ... lebendig Fäden ... verweben sich Wurzeln finden ... Boden Hingabe ... wird zur Aufgabe und Gabe ... zum Auftrag Ein Traum ... bekommt Gesicht ... und spiegelt sich ... in Gesichtern Fragen ... werden zur Antwort und die Suche ... beheimatet sich Unter meinen Füßen ... wächst der Boden In meinen Händen ... reift die Zukunft heran Und ich ... bin ... und ... werde ... ganz einfach ... glücklich Andrea Schwarz |
Gottfried August Homilius (1714 ‑ 1785) gehört zu den wichtigsten
Vertretern der Kirchenmusik im Dresden des 18. Jahrhunderts und verkörpert
stilistisch den Übergang vom Barock zur Klassik. Er war, wahrscheinlich
auch ein Schüler von Johann Sebastian Bach, ein schon zu seinen Lebzeiten
sehr geschätzter Komponist und Kantor an den beiden berühmten Dresdner
Kirchen Kreuzkirche und Frauenkirche. Sein umfangreiches und
herausragendes Schaffen in allen Gattungen der Kirchenmusik überzeugt
durch einen ausgeprägten eigenen Stil und großen Einfallsreichtum.
Besonders seine Motetten wurden in den letzten Jahren im Konzertleben
wiederentdeckt und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Nachdem alte deutsche Volkslieder nach dem zweiten Weltkrieg eher gemieden wurden, weil sie mit dem schweren Erbe des Dritten Reiches in Verbindung gebracht wurden, zeigen moderne junge Komponisten auch in Deutschland wieder Interesse an dieser Materie und greifen die tradierten schönen Melodien in ihren Kompositionen auf. Der Begriff Spiritual ist eine Verkürzung von spiritual song, womit man im Amerika des 17. Jahrhunderts religiöse Gedichte über biblische Stoffe meist aus dem Alten Testament und über Psalmen bezeichnete. Sie wurden von den schwarzen Sklaven in Amerika aufgegriffen und im Gottesdienst und bei der Arbeit gesungen. In ihnen verbindet sich die protestantische Tradition der weißen Pilger mit Elementen der Musik‑ und Rhythmuskultur des afrikanischen Kontinents, der Heimat der Sklaven. Die Texte handeln oft von der Verheißung der Erlösung von allen irdischen Qualen am Jüngsten Tag oder anderen Themen und Motiven der Bibel. Die Sklaven sangen die Spirituals wie in einer Art Selbstbeschwörung mit ständiger Wiederholung und zogen daraus Trost und Kraft für die Bewältigung ihres schweren Sklavenalltags, der von Zwangsarbeit, Hunger, Armut und völliger Rechtlosigkeit geprägt war. |
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