Geistliches und adventliches a-capella-Konzert
Michelstadt Ev. Kirche, Samstag 27.11.2004, 20.00 Uhr
Usingen Kath. St.-Laurentius-Kirche, Sonntag 28.11.2004, 17.00 Uhr
Collegium Musicum Vocale Darmstadt
Leitung Monika Gösswein-Wobbe

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) Jauchzet dem Herrn alle Welt
Maurice Duruflé (1902-1986) Notre pére
Vytautas Miskinis (*1954) Cantate Domino

Joseph G. Rheinberger (1839–1901)

3 Motetten op. 40 Nr.1-3

 

  - Ich liebe, weil erhöret der Herr

 

  - Warum toben die Heiden

 

  - Der Herr erhöre dich

Richard Rudolf Klein (*1921) RELIGIO MUNDI
  8 Motetten nach Quellen der Weltreligionen
Anonymus Nowell sing we (England 15.Jahrhundert)
  Gaudete, Christus est natus (Piae cantiones 1582)
Johann Eccard (1553-1611) Ich lag in tiefer Todesnacht
  Übers Gebirg Maria geht
M.Praetorius/J.Walter/J.Eccard/J.S.Bach In dulci jubilo
(1490 bis 1750)
John Joubert (1927-1991) There is no rose of such virtue
Benjamin Britten (1913-1976) A Hymn to the Virgin
Peter Warlock (1894-1930) Benedicamus Domino
Robin Doveton (*1945) Quittez, pasteurs
  Maria durch ein Dornwald ging
Jingle bells
Hier zwei Pressekritiken zu unserem Konzert.

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) und Joseph Gabriel Rheinberger (1839-1901) zählen beide, obwohl aus verschiedenen Zeiten des 19. Jahrhunderts stammend, zu den wichtigsten Komponisten romantischer Kirchenmusik. Da sie vor allem auch als Kirchenmusiker wirkten und so für nahezu jeden Sonntag Stücke schrieben, ist es nicht überraschend, dass sie uns eine Vielzahl von Motetten und auch größeren Werken für jeden Anlass kirchlichen Lebens hinterlassen haben, die zu den beliebtesten und bekanntesten Chormusikstücken überhaupt zählen. Sowohl in "Jauchzet dem Herrn alle Welt" von Mendelssohn als auch in den Motetten op. 40 von Rheinberger sind Psalmtexte vertont.

Maurice Duruflé (1902-1986) ist dagegen ein nur "Spezialisten" bekannter französischer Komponist des 20. Jahrhunderts, der aber in seiner Tonsprache noch ganz von Spätromantik und Impressionismus geprägt ist, wie auch das schlichte, aber sehr klangschöne "Notre Pére" (Vater unser) zeigt.

Der litauische Komponist Vytautas Miskinis (*1954) ist in Deutschland noch so gut wie gar nicht verbreitet. Er setzt in seiner Motette "Cantate Domino" (Singet dem Herrn) eindrucksvoll und effektvoll rhythmische Elemente des Jazz ein, die mit schwungvoll leichter Harmonik und bitonal geschichteten Klängen verbunden werden.

Der Motettenzyklus "Religio Mundi" (uraufgeführt 2002) des Frankfurter Komponisten Richard Rudolf Klein (*1921) hat den hochaktuellen Dialog der verschiedenen Weltreligionen zum Inhalt. Er kommt in den sehr unterschiedlichen Charakteren und der rhythmischen Lebendigkeit der kleinen Motetten farbig zum Ausdruck.

Der zweite Teil des Programms soll auf den beginnenden Advent einstimmen.
Die zwei anonym überlieferten kleinen Weihnachtsmotetten "Nowell sing we" und "Gaudete" datieren noch aus der Zeit vor der beginnenden Renaissance und sprechen eine sehr archaische, für unsere Ohren teilweise herbe und ungewohnte Tonsprache, entwickeln aber ihren ganz eigenen musikalischen Reiz.

Den Übergang von der Renaissance zum Frühbarock verkörpert Johann Eccard (1553-1611), dessen Motette "Übers Gebirg Maria geht" recht bekannt ist. Sein fünfstimmiger Choral "Ich lag in tiefer Todesnacht" ist auch als Kirchenlied (Ich steh an deiner Krippen hier) einem breiten Publikum geläufig.

Eines der beliebtesten deutschen Weihnachtslieder ist "In dulci jubilo" dessen volkstümliche lateinisch-deutsche Mischdichtung uns immer wieder bezaubert. Die vier Strophen werden in vier verschiedenen Sätzen von Michael Praetorius (1572-1621) , Johann Walter (1490-1570), Johann Eccard (1553-1611) und Johann Sebastian Bach (1685-1750) vorgetragen und stehen exemplarisch für die stilistische Entwicklung von der Renaissance (J. Walter) bis zum ausgereiften Spätbarock eines J. S. Bach.

Das Programm macht nun einen Sprung ins 20. Jahrhundert. Das schlicht-zarte "There is no rose" (die einfache Schönheit und Tugend des nackten Jesuskindes wird besungen und mit dem Bild der Rose verglichen) von John Joubert (1927-1991), die mit ihrem Fernchor besonders eindrucksvolle "Hymn to the virgin" (Marienanbetung) von Benjamin Britten (1913-1930) - beide übrigens auch in diesmal englisch-lateinischer Mischdichtung - und die fulminante Hymne zum Lobpreis Gottes "Benedicamus Domino" von Peter Warlock (1894-1930) stellen allesamt Juwelen weihnachtlicher Chormusik aus England dar. Sie beschränken sich nie nur auf spätromantischen Schönklang, sondern öffnen mit eingestreuten Dissonanzen immer wieder auch den Blick auf die gemäßigte Moderne des 20. Jahrhunderts, wobei vor allem Britten zusätzlich auch Elemente mittelalterlich ­kirchentonaler Harmonik einfließen lässt.

Der Abend wird beschlossen mit wieder bekannteren weihnachtlichen Melodien, arrangiert von dem in Frankfurt lebenden Engländer Robin Doveton. Sie schlagen stilistisch einen großen Bogen vom einfachen, etwas volkstümlichen Satz (Quittez pasteurs) über regelrechte Reger'sche Spätromantik (Maria durch ein Dornwald ging) bis hin zu Jazz-Elementen und U-Musik (Jingle bells).

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